Vorbei an den Verpflegungstischen mit Kuchen, Brezeln und Getränken organisiert von Uschi Günther und ihrer Gruppe, dem Tisch mit den Fan-Artikeln unseres Vereins und dem Infostand der Jugendvertreter kommt man durch den Eingangsbereich in die Turnhalle der Gustav-Stresemann-Wirtschaftsschule. Zur alljährlichen Turnschau wurde die Halle hergerichtet und mit Symbolen des Turnerbundes versehen, dazu ein großes Transparent des TVW.
Punkt 16 Uhr liefen fast 70 Turnerinnen und Turner in die Halle ein und bildeten einen großen bunten Rahmen für die Begrüßungsworte des 1. Vorsitzenden Ernst Stiegler an Eltern und Gäste, und namentlich Ortsvorsteher, Herrn Kehrein und unsere Ehrenmitglieder. Ein Wettlauf der Aktiven hinter die Kulissen räumte die Halle und unsere 2. Vorsitzende Gitta Weber zusammen mit Oberturnwart Egon Jung übernahmen das Mikrofon zur Moderation der 10 Programmpunkte der Turnschau.
Für den Auftakt hatte Alessa Merx mit den Vorschulkindern einen Tanz einstudiert. Die Abfolge von Bewegungen und Figuren im Takte der Musik, der wenig Zeit lässt für den kurzen Blick zum Nachbarn, ist für die Kleinsten eine Herausforderung. Da passiert es schon mal, dass eine Drehung zu spät kommt oder die Arme erst wieder den Takt finden müssen. Am Ende strahlten alle Gesichter und der Beifall belohnte die vielen Übungsstunden. Der lange Weg zu einer komplexen Choreographie mit schnellen Rhythmen, die Lucia Rossellit mit ihrer Stepp-Aerobic präsentierte, konnte nicht besser veranschaulicht werden.
Vor dem Highlight der Stepp-Aerobic hat Egon Jung als zweiten Programmpunkt die Mädchen der Jahrgänge der 1. und 2. Schulklassen auftreten lassen. Für den Sprung wurden ein Kasten mit Minitramp und eine Bahn mit Bodenmatten aufgebaut. Doch was machten die Mädchen, sie legten sich in zweier Reihe geordnet auf die Mattenbahn offensichtlich zum Schlafen. Die Klänge der Musik machten es deutlich, auf den Zuschauerrängen kehrte Stille ein. So haben Rebecca Benner und Laura Kuhn die ganze Aufmerksamkeit auf ihre Gruppe gelenkt. Rebecca kam und weckte eine nach der anderen, die dann den Parcours von Kasten und Boden mit wachsendem Schwierigkeitsgrad durchliefen. Die kleinen Fortschritte werden sichtbar im Unterschied vom Purzelbaum und Rolle vorwärts, in der Sprungtechnik, wenn das Minitramp für das Aufknien oder Aufhocken auf den Kasten genutzt werden kann. Spontaner Beifall lässt erkennen, dass auch das Publikum mit eigener einschlägiger Erfahrung die Mädchen genau beobachtet. Das Schlussbild war das Anfangsbild, doch dann weckte der Beifall die „Schlafenden“.
Nach der dynamischen Stepp-Aerobic, deren Akteure erst nach einer Zugabe entlassen wurden, änderten sich die Klänge. Das Eltern-Kind-Turnen der Übungsleiter Miriam Kowalewsky und Frank Schleich führte zu den Anfängen, wenn gemeinsames Klatschen, Hüpfen unterstützt vom Rhythmus einiger Kinderlieder oder balancieren an der Hand von Mutter/Vater auf der schrägen Bank zum Kasten hinauf geübt wird. Der Mut zum Sprung vom Kasten in die weiche Matte erhält dann schon berechtigten Beifall. Sind die Talente schon auszumachen – diesen Eindruck hat man schon einmal.
Im Vergleich zu den Turnerinnen sind wie in fast allen Vereinen die Turner in der Minderzahl, selbst bis zum Alter von 14 Jahren. Einen Auftritt, gestaffelt nach Alter oder Leistung, kam daher gar nicht in Frage. Christofer Sauer zusammen mit Volkmar Schrödel sahen die Lösung in einem gemeinsamen Auftritt mit einigen eingebauten Gags. Die älteren Turner und Übungsleiter trugen die Jüngeren in die Halle in verschiedenen Positionen, z.B. im Stütz auf zwei Stöcken, den Barren andeutend, von zwei Schultern getragen. Dazwischen die Jüngsten mit der roten Zipfelmütze als Zwerge gaben ein Gesamtbild, das einige Erwartungen weckte. Die gemischte Vorführung am Barren, oft mit zwei Turnern unterschiedlichen Alters gleichzeitig, fand offenen Beifall. Auch hier wurde dem Publikum die turnerische Entwicklung anhand verschiedener Übungsteile durch den einfachen Vergleich zweier Turner am Gerät vor Augen geführt. Vier Turner, je zwei oberhalb und unterhalb der Holme verharrten in der 4F-Position als Schlussbild. Wer hat es erkannt? Mit rhythmischem Klatschen begleitete das Publikum den Abmarsch der Jugendturner.
Die „It's Fun“-Gruppe mit der Tae Bo-Vorführung, einer Weiterentwicklung von Aerobic mit Elementen aus dem Kampfsport, gehört mittlerweile zu jeder Turnschau. Mit dieser Show, die sich deutlich von üblichen Show-Tänzen unter-scheidet, hat Lucia Rossellit schon auf verschiedenen Veranstaltungen Aufmerksamkeit erhalten. Tae Bo stellt hohe Anforderungen an die Kondition. Wohl auch deshalb fand das Mitmach-Angebot von Egon keine Resonanz im Publikum. Gitta forderte die Zuschauer auf, sich nur eine Trainingsstunde statt der erlebten 10min vorzustellen.
Für die Mädchen der Jahrgänge der 3. und 4. Schulklassen arrangierten Rebecca Benner und Laura Kuhn einen ähnlichen Parcours wie für die 1. und 2. Klässler. Die Fortschritte waren deutlich. Den Purzelbaum sah man nicht mehr, dafür auch die Rolle rückwärts, das Rad und den flüchtigen Handstand. Der Absprung vom Minitramp reichte einigen auch für eine Hocke über den Kasten. Zum Schluss saßen alle Mädchen aufgereiht im Spagat auf der Matte. Dieses Bild zeigte eindrucksvoll, wie leicht diese Gelenkigkeit in diesem Alter zu erreichen ist, ein Geschenk!
Die Ballschule von Ralf Reißer und Juliane und Jan Griesbach folgt dem Konzept von Prof. Klaus Roth, der die Ballschule am Sportinstitut der Universität Heidelberg 1998 gründete. Wie Ralf Reißer kurz erläutern konnte, hat sich die Ballschule sehr bewährt, Kindern Bewegungsfreude und motorische Fähigkeiten zu vermitteln, als auch intellektuelle Fähigkeiten durch Umgang mit der Fülle von Spielsituationen. Ein kleiner Einblick wurde dem Publikum geboten. Auf einer schiefen Ebene, eine Bank auf einen Kasten aufgelegt, sollte der Ball getippt werden. Dass diese Situation ungewohnt ist, konnte man gut beobachten. Gleichzeitig balancieren und den Ball über eine Latte spielen, die man unterquert, meisterten nur die geübten Spieler. Wie Ralf Reißer betonte, legt die Ballschule Kinder keineswegs auf Fußball oder Handball fest, sondern vermittelt elementare Grundlagen für alle Ballsportarten.
Johanna Benner und Yvonne Reiling hatten mit ihren Mädchen (ab 10 Jahre) eine ungewöhnlichen Beitrag eingeübt. Es wurde kein Gerät, nicht einmal Matten benötigt. Sie standen in einer Reihe eng beieinander, alle mit weißen Blusen. Das Auge wurde gelenkt auf die verschieden farbigen Strumpfhosen. Dann startete die Musik und der Tanz in der „Cancan-Formation“ begann. Was machte das Bild so ungewohnt? Je zwei gleichfarbige Beine gehörten zu verschiedenen Mädchen und bewegten sich synchron. Der Konflikt mit der Erwartung, was sich bewegen wird, erzwang Aufmerksamkeit und fasziniert folgte man dem Tanz der Beine. Diese kleine Einlage vor der Show der Leistungsgruppe von Christiane May wurde mit viel Applaus bedacht.
17 Mädchen zeigten am Boden ihr Können. Auf zwei Mattenbahnen als Kreuz angeordnet wurden verschiedene Elemente geturnt, zum Teil synchron aus vier Richtungen über die Mitte. Man sah immer noch eine weitere Leistungsstei-gerung in der Abfolge von Überschlägen, Flick-Flacks und Salti, so dass der Beifall kein Ende nahm. Es war ein eindrucksvoller Schlusspunkt der Turnschau.
Der 1. Vorsitzende des TVW bedankte sich bei allen Mitwirkenden. Die Übungsleiter und Helfer standen in einer langen Reihe, die überaus deutlich machte, wie viel Engagement es braucht, um eine solche Vielfalt und Leistungsbreite im Verein aufrecht zu erhalten.
Ernst Stiegler nahm die Gelegenheit wahr, für Lisa Marie Fengel u. Lena May ein großes Lob für ihren Einsatz in der Jugendvertretung auszusprechen. Die Jugendvertreter Johanna Benner und Daniela Schipplick übereichten ihren Helfern ein Geschenk. Das Publikum wusste die Arbeit mit viel Beifall zu würdigen.
Weihnachtliche Klänge, aufgelegt von Tonmeister Franz Schek, leiteten den Schlussakt ein. Der Nikolaus wurde angekündigt, das Signal für die Kinder zum Start in die Halle. Der Nikolaus hatte für jeden eine Turntasche mit dem Emblem des TVW dabei. Er hatte keine Süßigkeiten, seit einigen Jahren mögen die Kinder sie vermissen – einige taten es wohl auch.
H. Spiering